Der frühere katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont hat sich am Freitagmorgen bei der Polizei in Brüssel gemeldet, nachdem Spanien einen internationalen Haftbefehl gegen ihn erneuert hatte. Puigdemont habe dies aus freien Stücken getan, teilte sein Büro mit. Er wies die Vorwürfe der spanischen Justiz – Aufruhr und Zweckentfremdung öffentlicher Gelder – aber erneut zurück.
Der ehemalige Regierungschef Kataloniens war 2017 nach Belgien geflohen. Einem früheren Auslieferungsbegehren waren die belgischen Behörden nicht gefolgt. 2018 wurde Puigdemont in Schleswig-Holstein festgenommen, aber nach wenigen Tagen wieder freigelassen. Später hob das schleswig-holsteinische Oberlandesgericht den Auslieferungshaftbefehl auf. Dieser internationale Haftbefehl war am Montag vom obersten Gerichtshof Spaniens erneuert worden. Außer Puigedemont wurden weitere Separatistenführer wegen ihrer Rolle bei dem illegalen Abspaltungsreferendum vom 1. Oktober 2017 zu langen Haftstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt.
Seither gibt es in Katalonien große Proteste von den Anhängerinnen und Anhängern einer Unabhängigkeit der Region im Nordosten Spaniens. Am Freitag begann ein Generalstreik: Am Flughafen von Barcelona wurden mehrere Dutzend Flüge vor allem der Gesellschaften Iberia und Vueling gestrichen. Viele Passagiere und Passagierinnen seien vorsorglich fünf bis sechs Stunden vor ihrem Flug zum Airport El Prat gekommen, berichtete das spanische Fernsehen. Auch Hafenarbeiter und Angestellte der VW-Tochter Seat legten die Arbeit nieder – hier sind sonst 6.500 Beschäftigte tätig. Die große katalanische Supermarktkette Bonpreu blieb ebenfalls geschlossen, ebenso die Oper in Barcelona und viele Verkaufsstände auf dem berühmten Boqueria-Markt in der Altstadt.
El Clásico wird verschoben
Der Zugverkehr verlief zunächst normal, allerdings wurden mehr Sicherheitskräfte etwa am Hauptbahnhof von Barcelona eingesetzt.
An der spanisch-französischen Grenze blockierten Demonstrierende nach Angaben des Verkehrsministeriums die Autobahn und weitere Verkehrsknotenpunkte. Im Laufe des Tages sollen noch weitere Aktionen folgen. Außerdem ist eine Großkundgebung in Barcelona geplant. Schon vor einigen Tagen hatten sich Protestierende aus verschiedenen Teilen der Region für den sogenannten Marsch für die Freiheit auf den Weg nach Barcelona gemacht.
Das für den 26. Oktober in der katalanischen Hauptstadt geplante Fußballspiel zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid wurde wegen erwarteter Demonstrationen verschoben.
Bereits am Donnerstagabend hatte es erneute Zusammenstöße zwischen Demonstrierenden und der Polizei gegeben. Trotz Aufrufen zum Gewaltverzicht setzten einige Aktivistinnen und Aktivisten im Zentrum Barcelonas Barrikaden in Brand und warfen Molotowcocktails auf die Sicherheitskräfte. Diese reagierten mit Löschschaum und Wasserwerfern.